Freilich, das Papier beschreibt nicht den Charakter oder das Vermögen des Pferdes, seine künftigen Leistungen oder das Verhalten unter dem Reiter. Oder vielleicht doch? Beginnen wir von vorn.
Vor dem Pferdekauf steht oft der Traum vom Pferd. Und wenn es der Geldbeutel hergibt, stehen beim Traumpferd auch alle (Stall-)Türen und -tore offen. Warum nicht einen Weltmeyer-Nachkommen oder einen Sprössling von Cassini I? Ist man allerdings kein Berufsreiter im Olympiastall, kann es durchaus passieren, bei einer solchen Wahl ein wenig anzuecken. Denn das Völkchen der Reiter ist nicht unbedingt für seine Gönnerhaftigkeit bekannt.
Das häufigste Argument lautet hierbei dann, „auf Papieren kann man nicht reiten“, an sich logisch und richtig. Und dennoch wird der ambitionierte Dressurreiter auf dem papierlosen Haflinger möglicherweise nicht glücklich, der ehrgeizige Springreiter findet sein Glück nicht auf dem Viereckakrobat, dessen Stammbaum schlicht nicht beachtet wurde.
Somit hat die Rückverfolgung des Stammbaumes des zukünftigen Pferdes also durchaus ihre gewisse Berechtigung, wenn es darum geht, die richtige Wahl für oder gegen ein Pferd zu treffen, das beim Besitzer einen Endplatz erhalten, seinem Reiter aber auch gerecht werden soll.
Doch Vorsicht ist geboten, wie im Artikel „Der richtige Deckhengst“ bereits angeschnitten, sind Abstammung, und damit die Papiere, keine Garantie für die Anlagen und das Können eines Pferdes, sondern geben nur einen Anhaltspunkt.
Andererseits sagt man, das Pferd suche sich seinen Reiter. Und verliebt man sich beim Händler auf den ersten Blick, ist sicher abzuwägen, ob man die Entscheidung für ein Pferd, das optisch und beim Probereiten und noch vom Gefühl her ideal zu einem selbst passt, tatsächlich von den Papieren abhängig macht. Denn letztlich kann man nur auf Papieren nämlich doch nicht reiten.