Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde – und doch liegt der Reiter bisweilen auf selbiger. Jeder Reiter stürzt ab und an und es liegt in seiner Natur, keine große Sache daraus zu machen, im Gegenteil, normalerweise ist die oberste Regel sofort wieder aufzusteigen.
Doch was, wenn man wirklich schwer stürzt, sich die Frage, ob man wieder aufsteigt keineswegs stellt oder man gar direkt ins Krankenhaus unterwegs ist? Man fällt länger aus, man hat Schmerzen, und es ist ein längerer Weg bis zur Heilung. Und dann begleitet einen oft die Angst. Die Angst, dass man wieder die Kontrolle verliert, die Angst, erneut schwer zu stürzen, seinen Leidensweg von vorne beginnen zu müssen oder, dass gar schlimmeres passieren kann.
1. Analyse der Situation
Häufig hilft es, die Situation, in der es zum Sturz kam zu analysieren. Vielleicht kann man diese Situation oder ein kleines Detail, das eventuell das Ausbrechen des Pferdes hervorgerufen hat, künftig vermeiden oder anders angehen. Oder lag es am Reiter, war Unaufmerksamkeit im Spiel oder gar Leichtsinn? Kam der Auslöser von außen oder haben wir ihn selbst herbeigeführt?
2. Langsam anfangen – nichts überstürzen
Nach einem Sturz, bei dem man nicht die Möglichkeit hatte sofort wieder aufzusteigen und alles hinter sich zu lassen, bringt es nichts, wenn man die Angst im Anschluss überstürzt angeht. Die Angst baut sich zwar plötzlich auf, leider jedoch nicht ganz so schnell wieder ab. Einen überstürzten Ausritt ins Gelände gilt es hier zu unterlassen, denn wir wissen, unsere Gefühle übertragen sich sehr schnell auf unseren Partner Pferd. Sind wir nervös, wird das Pferd unter uns nervös und plötzlich stehen wir vor weitaus größeren Schwierigkeiten, da mag ein Grashalm nur schief stehen, doch er kann schon zum Auslöser für einen weiteren Schreckmoment oder, im schlimmsten Fall, weiteren Unfall werden.
Nach einem Sturz im Gelände ist es am sinnvollsten in einer Gruppe oder zumindest mit einem anderen, zuverlässigen, ruhigen Pferd auszureiten, mit einer kleinen Runde zu beginnen und nach einem ersten Erfolgserlebnis glücklich abschließen. Mehr ist gar nicht nötig, die Angst, die uns begleitet, schon ein wenig kleiner zu kämpfen und nach einigen solchen Ausritten wird sie wieder verschwinden.
Gleiches gilt natürlich für einen Sturz beim Dressur- oder Springtraining. Auch hier ist es von Bedeutung, klein anzufangen, nicht mit dem höchsten Sprung als Crash-Therapie zu beginnen oder mit 10 anderen Reitern auf den offenen Reitplatz gehen. Langsam, aber sicher – das ist hier die Devise!
3. Und letztens ist eines wichtig: dranbleiben.
Man darf sich durch die eigene Angst nicht einschüchtern lassen, auch wenn dies erstmal paradox klingt. Eine gesunde Vorsicht und Vernunft ist wichtig. Aber wenn wir nach einem Sturz wieder in den Sattel möchten, und nicht beim ersten Anlauf angstfrei sind – dranbleiben, nicht unterkriegen lassen. Wieder und wieder aufsteigen, wieder und wieder kleine, minimalste Situationen bewältigen, langsam an Sicherheit gewinnen, das ist der Weg und gleichzeitig das Ziel.